St. Simon und Juda

Adressdaten


  • Auf dem Dohlenberg
    07806 Neunhofen

Beschreibung


In Neunhofen sehen wir die „Mutterkirche des Orlagaues“, vielleicht von der Königin Richeza selbst gegründet. Die Kirche in Krölpa ist ebenfalls eine „Urpfarrei“ des Orlagaus, scheint aber weniger bedeutend gewesen zu sein.1056 /57 bestand schon eine Kirche in Neunhofen. Der älteste Teil ist wohl ein Mauerstück des Anbaus an der Nordseite, das den Fischgrätenverband der frühen Romanik zeigt.

Aus der gleichen Zeit stammt wahrscheinlich der Türsturz über dem Haupteingang. Heute bietet sich die Kirche als typische Chorturmkirche der Romanik dar. Wichtige Zahlen der Vergangenheit sind 1409, 1699 (1706), 1784, 1862 und 1874. Sie bezeichnen wesentliche Veränderungen des Gebäudes, die aber im Einzelnen nur schwer nachzuvollziehen sind. Sehr wahrscheinlich ist, dass hier einst eine Klostergemeinschaft bestand, jedoch ist davon außer wenigen, heute funktionslosen Bauteilen nichts erhalten.

Bedeutend sind die beiden gotischen Flügelaltäre, von denen sich der eine, 1485/87 datiert, zurzeit in der Restaurierung befindet. Er ist der Passionsgeschichte gewidmet. Der andere, 1519 datiert, zeigt im Hauptbild Pietá, in den Seitenflügeln links Katharina, Barbara, Dorothea und Margaretha, rechts Elisabeth (mit Brot und Fisch), Gertrud (mit einer Kirche), Magdalena (oder Barbara) sowie Helena (oder Brigitta) mit der Krone. Auf den Rückseiten der Flügel sind (vielleicht) links Ulrich und rechts (ebenfalls unsicher) Martin gemalt. Der gotische Chor, in dem das Bildwerk steht, besitzt einfaches Netzgewölbe in der Decke und gotisches in den Fenstern. In der Zeit nach 1706 wurde er offenbar zusammen mit dem Langhaus und seinen Emporen mit reichem Stuck verziert.

Die Decke des Langhauses wurde bereits restauriert und vermittelt einen guten Eindruck vom zu erwartenden Aussehen, wenn die Restaurierung einmal vollendet sein wird. Damit ist bereits gesagt, was die Betrachtung des Ganzen erschwert. Die Kirche hat schwere Zeiten der Verwahrlosung hinter sich, deren Folgen langsam beseitigt werden müssen. Es sind große Summen investiert worden und müssen noch investiert werden, um dieses historisch wichtige Bauwerk zu erhalten. Heute kann nur angedeutet werden, was dies Gotteshaus an kostbaren Einzelheiten zu zeigen hat.

So steht an der Seite eine wuchtige steinerne Kanzel, in der Mitte des Raumes ein Taufstein. Er enthüllt sich dem forschenden Blick als ein aus zwei älteren Taufbecken zusammengesetztes Gebilde, das heute als Fußteil unten liegende Taufbecken ist spätgotisch und schön verziert. Die zwei Emporen sind ebenfalls stuckiert, die obere, als Querempore ausgebildete, trägt die Orgel, die untere, hufeisenförmig angelegte, die einstige Gutsherrenloge.
In der Sakristei stoßen wir auf interessante Zeugen der Vergangenheit, einen alten Altarblock, eine Piscina (lat. Fischteich, ein Becken, in dem der Priester Hände und Kelch wusch. Sein Abfluss lief unsichtbar ins Erdreich.) und eine spätgotische Bohlentür, das alles unter einem Spitzbogengewölbe. Zum Abschluss sei noch ein Relief an der Außenwand der Kirche erwähnt, das 1367 datiert ist und eine Kreuzigung zeigt.

Die Orgel stammt aus der Werkstatt Johann Friedrich Schulzes Söhne in Paulinzella. Sie wurde 1874 eingebaut.
Im Turm hängen vier Glocken. Die älteste ist die sogenannte Bauernglocke von 1354. Drei weitere Stahlglocken wurden 1958 in Apolda gegossen. Außen am Turm hängt eine kleine Glocke von 1519, die vielleicht von dem einst berühmten Glockengießer Rosenberger stammt.