08.01.2016
Rettungsaktion für syrisches Flüchtlingskind

Evangelischer Pfarrer aus Ziegenrück hilft bei Familienzusammenführung

Nach monatelangem Bangen ist eine syrische Flüchtlingsfamilie im Saale-Orla-Kreis seit gestern wieder glücklich vereint. Mit Unterstützung des evangelischen Pfarrers Fabian Groh aus Ziegenrück (Kirchenkreis Schleiz) fanden die Eltern ihre seit Monaten vermisste Tochter wieder und konnten sie nach Deutschland bringen.

Im Juni des vergangenen Jahres war das kurdische Paar mit seinem damals zweijährigen Kind vor dem Krieg in Kobane zunächst in die Türkei geflohen. Bei der Überfahrt im Oktober über die Ägäis nach Griechenland wurden die Eltern in den Wirren der Flucht von ihrer Tochter getrennt. Im November vergangenen Jahres kamen die Eltern in den Saale-Orla-Kreis. Über die sozialen Medien konnten sie ihre Tochter in der Türkei ausfindig machen und wollten so schnell wie möglich zu ihr reisen. Aus dem Landratsamt erreichte Pfarrer Fabian Groh die Bitte um Hilfe für diese Familie. Der Pfarrer engagiert sich in seiner Gemeinde seit Monaten für Flüchtlinge.

In den vergangenen sieben Wochen wandte sich Groh an den Flüchtlingsrat, den DRK-Suchdienst, das Bundesamt für Migration, das türkische Generalkonsulat, die Deutsche Botschaft, das Auswärtige Amt, und viele weitere Behörden auf verschiedenen Ebenen - mit Erfolg. In der Nacht zum 5. Januar flog der Pfarrer mit der Mutter des Mädchens in die Türkei: "Ich spüre Gottes Wirken darin, dass alle Behörden Hand in Hand für das Kind gearbeitet und sich von dem Fall des kleinen Mädchens anrühren lassen haben", sagt der evangelische Pfarrer aus Ziegenrück. "Das Bundesamt für Migration führte binnen einer Woche das gesamte Asylverfahren für die Eltern des Kindes durch. Die türkischen Behörden waren kooperativ und stellten kurzfristig ein Visum aus. Die deutsche Botschaft in Ankara brauchte gerade mal 45 Minuten, um dem Kind einen Pass auszustellen für die Einreise nach Deutschland. Normalerweise dauert das alles Monate, wenn nicht Jahre. Eine andere Welt ist möglich, wenn das Herz regiert", sagt Groh. Aber es brauche auch Menschen, die sich dafür stark machten, Ämter und ganz normale Leute, die sich einsetzen. "Das Zusammenspiel der Behörden hat gut funktioniert, weil diese Geschichte des verlorenen Kindes sie bewegt hat. Und weil Leute da waren, die sich gekümmert haben. Aber klar ist auch: Hinter jedem Flüchtling steht eine ganz persönliche Geschichte, jeder dieser Fälle ist besonders. Ich bin Gott dankbar, dass ich als Christ dabei mithelfen durfte, das kleine Mädchen zu den Eltern zu bringen. Auch gilt mein Dank allen Behörden und beteiligten Personen, die für die Familie gebetet, gearbeitet und gespendet haben."

Seit gestern ist die Familie wieder vereint. Für Pfarrer Groh war seine Unterstützung ein "ganz normaler Akt der Menschlichkeit".