07.06.2017
Mehr erhofft als bekommen

Der Kirchenkreis Schleiz wird aus der Finanzierung der Escola Popular aussteigen, weil zu wenig für ihn herausspringt

Pößneck/Schleiz. Der Kirchenkreis Schleiz wird seine Mitfinanzierung der Arbeit der Escola Popular zum frühestmöglichen Zeitpunkt beenden. Für die dadurch frei werdende Summe werden der amtierende Superintendent und die Verwaltung prüfen, ob diese zur Aufstockung von Personal im Bereich der Jugendarbeit verwendet werden kann. Das hat die Kreissynode auf ihrer Tagung am Montagabend jeweils klar mehrheitlich beschlossen.

Wir hatten gedacht, dass eine rege Samba-Arbeit im Kirchenkreis beginnt, dass sich Gruppen bilden und die Arbeit im Kinder- und Jugendbereich richtig zum Blühen kommt , beschrieb der amtierende Superintendent Jörg Reichmann aus Pößneck die Hoffnungen, die den Kirchenkreis bewogen hatten, ab 2016 ein Drittel der Stelle der Übungsleiterin der Escola Popular mitzufinanzieren. Die anderen beiden Förderer sind die Kirchenkreise Sonneberg und Eisleben-Sömmerda.

Die Erwartungen im Kirchenkreis Schleiz seien aber wohl zu hoch gewesen, resümierte Jörg Reichmann. Immer wieder seien seitens der evangelischen Capoeira- und Sambaschule Termine nicht eingehalten worden. So habe eine sehr kurzfristige Absage durch sie in Pößneck eine Kinderfreizeit gefährdet und auch die Probenarbeit einer Percussiongruppe, die sich gefunden habe, sei nicht so kontinuierlich erfolgt wie geplant. Die ausgefallenen Proben seien zum Teil auch nicht vorher abgesagt worden.

Die Mitfinanzierung der Escola Popular durch den hiesigen Kirchenkreis war von Beginn an mit einer Evaluierung verbunden, um die Tragfähigkeit des Konzeptes zu überprüfen. Eine Befragung von Teilnehmern sei zum Ende des vergangenen Jahres erfolgt. Tenor sei gewesen, dass es ein tolles Projekt sei, wenn es stattfinde, aber es bestehe eben eine gewisse Unzuverlässigkeit, fasste Jörg Reichmann zusammen.

Der amtierende Superintendent habe daraufhin gemeinsam mit dem Leiter der Escola Popular, Hans-Jürgen Neumann, überlegt, wie die Arbeit der Schule im Kirchenkreis auf stabilere Füße gestellt werden könnte. Dazu würden durch die Schule für dieses Jahr verschiedene Projekte in den Blick genommen und mehr Einsätze geplant, so Jörg Reichmann. Deshalb schlug er vor, spätestens im Herbst das Ergebnis noch einmal zu prüfen und dann über den weiteren Fortgang zu entscheiden.

Mit Zahlen belegte allerdings Ingolf Scheibe-Winterberg, Pfarrer in Schleiz, dass es seitens der Escola Popular in diesem Jahr nicht mehr Angebote als im vergangenen geben werde. Denn habe die Escola Popular im vorigen Jahr im Kirchenkreis zwei Gottesdienste, drei Workshops und einen Auftritt gestaltet, so seien für dieses Jahr drei Gottesdienste, zwei Workshops und ein Auftritt geplant. Gut 14 000 Euro drückt der Kirchenkreis dafür ab , zeigte Ingolf Scheibe-Winterberg die Diskrepanz auf.

Idee hinter der Projektförderung sei gewesen, dass sich feste Samba- und Percussiongruppen bilden, erinnerte Ingolf Scheibe-Winterberg ebenfalls. In Schleiz haben wir es probiert, im Kinderheim Ranis ging es ganz gut los, hat dann aber nachgelassen , berichtete er. Eine Gruppe gebe es noch in Pößneck.

Der Schleizer Pfarrer schlug vor, die Arbeit der Escola Popular zukünftig auf Honorarbasis zu vergüten. Denn deutlich wurde auch, dass es für alle existierenden Sambagruppen der Escola Popular mit Sue Bähring nur eine Übungsleiterin gebe. Ebenso sei spürbar, dass es die Schule in größere Städte mit einem größeren Publikum ziehe.

Im Oberland ist das Angebot gar nicht angekommen , äußerte Stefan Ibrügger, Pfarrer in Bad Lobenstein, und beantragte den Ausstieg aus der Finanzierung zum baldmöglichen Zeitpunkt. Wenn ich ein Samba-Projekt in der Kirchgemeinde haben möchte, kann ich es anmieten , unterstützte Astrid Klingner-Kühnel, Pfarrerin des Kirchspieles Dittersdorf, den Antrag. Dieser wurde von der Kreissynode bei einer Nein-Stimme und sechs Enthaltungen mehrheitlich bestätigt.

Im Weiteren beantragte Wilfried Stötzner, Pfarrer des Kirchspieles Oppurg, die dann eingesparte Summe für die Jugendarbeit zu verwenden. Mehrheitlich bei sechs Nein-Stimmen und drei Enthaltungen wurden der amtierende Superintendent und die Verwaltung beauftragt, dies zu prüfen.

Unberührt von der Entscheidung bleibt die Mitgliedschaft des Kirchenkreises Schleiz im Gründungsverein der Escola Popular mit Sitz in Weimar. Diesen wird der Kirchenkreis weiterhin mit jährlich 100 bis 200 Euro unterstützen.